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Das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) oder kurz: MfS EnblemDie Stasi

Durch den Zusammenbruch des DDR-Regimes und der darauf folgenden Entscheidung, die Stasi-Akten öffentlich zugänglich zu machen, entstand die weltweit einmalige Möglichkeit, Einblick in die Funktions- und Denkweise eines modernen Geheimdienstes zu erhalten. Nachfolgend werden aktuelle Erkenntnisse zur Arbeit des MfS dargestellt.

Grundlegende Aufgaben und Rechte:

Die Stasi wurde Anfang 1950 als eigenständiges Ministerium auf Grundlage eines von der Volkskammer beschlossenen Gesetzes gegründet.
Die Stasi hatte die Aufgabe, als einheitlicher Aufklärungs- und Abwehrgeheimdienst die inneren und äußeren
Sicherheitsinteressen der DDR zu gewährleisten. Da diese aufgrund der DDR-Machtverhältnisse den Sicherheitsinteressen der SED entsprachen, bezeichnete sich die Stasi selbst auch als "Schild und Schwert der Partei".
Das Ministerium für Staatssicherheit mit seinem vorangestellten Minister (von 1957 bis 1989 war dies Erich Mielke) traf keine politischen Entscheidungen selbst, sondern setzte die vom Politbüro bzw. ZK der SED getroffenen Entscheidungen und langfristigen Marschrichtungen mit geheimdienstlichen Mitteln in die Tat um.
Entlang dieser Vorgaben besaß die Stasi jedoch weitgehende Eigenständigkeit für die Umsetzung seiner Aufgaben. Diese Aufgaben verstießen nicht selten auch gegen die DDR-Verfassung.

Wie weitreichend die Möglichkeiten der StaSi waren, zeigt sich schon anhand der durch Beschlüsse und Gesetze festgeschriebenen Rechte der Staatssicherheit. So war die Stasi nicht nur befugt,

+ geheimdienstliche Ermittlungen (Informationsbeschaffung und -auswertung) durchzuführen, sondern auch
+ verdeckte Operationen im In- und Ausland zu realisieren,
+ polizeiliche Aufgaben (Personen- und Fahrzeugkontrollen, Festnahmen) innerhalb der DDR und
+ staatsanwaltliche Aufgaben (Ermittlungen, Inhaftierungen, Verhöre, Vorbereitung von Strafverfahren)

wahrzunehmen.

Die grundlegenden Aufgaben des MfS waren:

  1. Pläne und Aktivitäten, die gegen die SED, die DDR und deren Verbündete gerichtet waren, frühzeitig
    zu erkennen, umfassend aufzudecken, zu bekämpfen oder zu verhindern.
  2. die Beschaffung von militärischen, politischen und wissenschaftlich-technischen Informationen.
  3. Personenzusammenschlüsse mit "feindlich-negativen Absichten" im In- und Ausland zu durchdringen,
    zu verhindern oder zu zersetzen.
  4. die vorbeugende Spionageabwehr und die Gewährleistung des Geheimnisschutzes.
  5. Vorbeugung gegen Sabotage, Diversion, Havarien, Brände und schwere kriminelle Handlungen zu gewährleisten.
  6. Aufklärungen von Straftaten gegen die Staatsgrenze und Personenausschleusungen durchzuführen.
  7. Aufklärung von faschistischen Kriegsverbrechen voranzutreiben.

Heute ist die Stasi oft nur noch wegen der Bespitzelung und Unterdrückung der Bevölkerung bekannt. Diese Funktion, die durch einen enorm übersteigerten Argwohn der obersten Parteiführung gegen die eigene Bevölkerung geschaffen wurde, brachte dem Ministerium auch den Beinamen "Firma Horch und Guck" ein. Mehr zu dem Thema Bevölkerungs-Repression kannst Du >>hier<< lesen.

Aufbau und Struktur des MfS:

Mitarbeiter:

Hauptamtliche Mitarbeiter wurden vom Ministerium ausgewählt und nach einer umfangreichen Überprüfung der eigentlichen Person, seiner Familie, des Bekanntenkreises und des näheren sozialen Umfelds für die Arbeit im MfS geworben. Eigenbewerbungen wurden generell abgelehnt, jedoch ebenfalls umfangreich überprüft. Eine sozialistische Grundeinstellung, sowie körperliche und geistige Fitness waren zwingend erforderlich.
Fast alle hauptamtlichen Stasi-Mitarbeiter waren Mitglied der SED.

Anzahl hauptamtlicher Mitarbeiter

Jahr
Mitarbeiteranzahl
1950
2.700
1953
13.000
1974
56.000
1977
66.000
1980
75.000
1983
85.000
1989
91.000

 

 

 

 

 

Fahneneid (Link)
MfS-Verpflichtung (Link)

Um die von der Führung geforderte Informationsmenge zu beschaffen und notwendige Maßnahmen durchführen zu können, wurden sogenannte inoffizielle Mitarbeiter für die Zusammenarbeit mit dem MfS angeworben. Auch hier wurden im Vorfeld umfangreiche Informationen gesammelt und archiviert.
Die Werbung zur Zusammenarbeit mit dem MfS fußte dann auch auf den Erkenntnissen dieser Vorfelduntersuchungen. So wurden geschickt Vorlieben des zukünftigen IM angesprochen und damit geködert (Karierreaussichten, Besitz etc.) oder bisher nicht geahndete Verkehrsverstöße, Seitensprünge etc. für Erpressungen verwendet, um die Person zu einer geheimen Mitarbeit zu bewegen.

Anzahl der im Archiv geführten inoffiziellen Mitarbeiter (IM) Stand 1989

171.000 IM innerhalb der DDR
3.500 IM innerhalb der BRD

Aufbau des Ministeriums:

Ministeriumszentrale mit ca. 33.000 MA -> Linienaufgaben
15 Bezirksverwaltungen mit über 31.000 MA -> Linienaufgaben
214 Kreis- und Objektdienststellen mit ca. 11.000 MA -> operative Aufgaben
Wachregiment mit ca. 16.000 MA -> Wach- und Sicherungsaufgaben

Während die Zentrale und die Bezirksverwaltungen aufgabenspezifisch arbeiteten, waren die Mitarbeiter der Kreis- und Objektdienststellen für die aufgabenübergreifende Betreuung (Informationsbeschaffung) des entsprechenden Flächenbereichs zuständig.

In der Zentrale und den Bezirksverwaltungen existierten folgende Abteilung mit den entsprechenden Aufgabenschwerpunkten:

Hauptabteilung Aufklärung
Die HVA war mit der Auslandsspionage beauftragt. Sie wurde von 1956-1986 von Markus Wolf geleitet. Hier wurden die Topspione Rainer Rupp "TOPAS" (lieferte streng geheime NATO-Dossiers), Günter Guillaume (war ein enger Mitarbeiter des Bundeskanzlers Willy Brandt und konnte so geheime BRD-Regierungseinsichten liefern), Gabriele Gast und Alfred Spuhler (lieferten geheime BND-Informationen) und Klaus Kuron "STERN" (besorgte geheime Informationen aus dem Bundesamt für Verfassungsschutz) geführt.
Sie war die einzigste Abteilung des MfS, welche nicht von den Bürgerkomitees in der Wendezeit aufgelöst wurde, sondern sich im Geheimen selbst auflöste.
Während der Auflösung der Abteilung wurden die Agentendaten zusammen mit dem jeweils bürgerlichen Klarnamen auf Mikrofilm gesichert und an den KGB zur Verwahrung in der Sowjetunion weitergegeben. Im Jahr 1992 verkaufte ein KGB-Offizier eine Kopie dieser Mikrofilme an die CIA, wo diese ausgelesen und restauriert wurden. Der korrupte KGB-Offizier kam kurz darauf unter mysteriösen Umständen ums Leben. Aufgrund deutscher Anfragen wurden diese Daten unter dem Namen "Rosenholz"-Akten im Jahr 2003 von den USA an die BRD zurückgegeben.
Außerdem wurde 1998 die verschlüsselte MfS-Datenbank SIRA (System der Informationsrecherche der HVA) geknackt. Damit konnten die von den weltweit tätigen HVA-Agenten eingegangenen Meldungen im Zeitraum 1969-1989 entschlüsselt und ausgewertet werden.

Hauptabteilung I (Militärabwehr)
Diese Hauptabteilung war in der Nationalen Volksarmee und den Grenztruppen tätig, um das Eindringen gegnerischer Nachrichtendienste zu verhindern.

Hauptabteilung II (Spionageabwehr)
Diese Abteilung beschäftigte sich mit gegnerischen Geheimdiensten und deren Aktivitäten in der DDR.

Hauptabteilung III (Funkmeßaufklärung)
Hier wurde die Funkaufklärung und Funkabwehr vor allem gegenüber den NATO-Staaten durchgeführt.

Hauptabteilung VI (Paßkontrolle, Tourismus, Interhotel)
Die Kontrolle des Reise- und Tourismusverkehrs, sowie die Paßkontrolle und Fahndung im grenzüberschreitenden Verkehr waren hier angesiedelt.

Hauptabteilung VII (Abwehrarbeit)
Ihr oblag die geheimdienstliche Kontrolle und Zusammenarbeit des MfS von Innenministerium samt Polizei, Zivilschutz und Kampfgruppen.

Hauptabteilung VII (Beobachtung / Ermittlung)
Die spezielle Aufgabe dieser Abteilung war die Überwachung, Durchsuchung, und Verhaftung von verdächtigen Personen, sowie die Überwachung von Militärinspektionen der Siegermächte und der Transitwege.

Hauptabteilung IX (Untersuchungsorgan)
Hier waren die Aufgaben und Befugnisse eines staatlichen Untersuchungsorgans für die Bearbeitung von Ermittlungsverfahren bei Nazi- und Kriegsverbrechen, sowie Landesverrat und anderer politischer Straftaten angesiedelt.

Abteilung X (Internationale Verbindungen)
Hier wurde die Zusammenarbeit mit dem KGB und anderen sozialistischen Geheimdiensten geregelt.

Abteilung XI (Chiffrierwesen)

Abteilung XII (Zentrale Auskunft / Speicher)
Alle Personen- und Registraturdaten wurden hier gespeichert und die Akten des MfS, des Generalstaatsanwalts und der Militäraufklärung verwaltet.

Abteilung XIII (Zentrale Rechenstation)

Abteilung XIV (Untersuchungshaft, Strafvollzug)
Personen, gegen die von der HA IX ermittelt wurde, wurden von dieser Abteilung dann verhaftet.

Hauptabteilung XVIII (Volkswirtschaft)

Diese Abteilung war zuständig für die Absicherung der Volkswirtschaft gegen Wirtschaftsspionage, Sabotage, Diversion, Korruption und andere Wirtschaftskriminalität, sowie für die Verhinderung von Bränden, Havarien oder anderen Störungen. Diese Abteilung berichtete parallel zu den Betriebsleitern in ungeschönter Form über Produktionsverhältnisse, Engpässe etc., was den Betriebsleitern natürlich nicht besonders gefiel.

Hauptabteilung XiX (Verkehr, Post, Nachrichtenwesen)
Aufgaben analog zu HA XVIII für die Bereiche Verkehr, Post und Nachrichtenwesen.

Hauptabteilung XX (Staatsapparat, Kirche, Kunst, Kultur, Opposition)
Diese Abteilung hatte vor allen Dingen die flächendeckende Bespitzelung der Bevölkerung zu verantworten. Hier sollten alle Aktivitäten erkannt und gebannt werden, welche gegen die bestehenden politischen Machtverhältnisse in der DDR gerichtet waren. Dabei kamen alle dem MfS zur Verfügung stehenden Mittel (z.B. Telefonüberwachung, Postkontrolle, Observierung, Einsatz von IM, Desinformation, Verleumdung, Erpressung, Verhaftung, Ausweisung) zum Tragen. Mehr dazu unter dem Punkt "Repression der Bevölkerung"

Hauptabteilung XXII (Terrorabwehr)
Hier wurden Terrorgruppen im In- und Ausland überwacht, um Gefahren von der DDR abzuwenden oder MfS-Interessen durchsetzen zu können. So wurde von dieser Abteilung auch Kontakt z.B. auch zur RAF unterhalten und verschiedenen RAF-Mitgliedern der anonyme Ausstieg in der DDR ermöglicht. Dabei wurde peinlichst darauf geachtet, dass die RAF nicht in der DDR Terroraktivitäten entwickeln konnte.

Abteilung 26 (Telefonüberwachung)
Hier wurden alle Aktionen zur Telefon- (Abhören), Telex-, Mikrofon- (Wanzen), Foto- und Videokontrolle einzelner Personen realisiert.

Abteilung M (Postkontrolle)
Hier war die Kontrolle von Postsendungen im nationalen und internationalen Postverkehr angesiedelt. Die Bespitzelung der Bevölkerung wurde auch hier fortgesetzt. Ab Mitte der 1980iger Jahre kam der Abteilung auch eine wichtige Rolle bei der Devisenbeschaffung zu. So wurden aus Postsendungen und Paketen im Zeitraum 1985-1989 Waren und Devisen im Wert von über 11,5 Millionen DM (5,75 Mio. Euro) vom MfS entwendet.

Abteilung N (Geheime Regierungsverbindungen)

Hauptabteilung PS (Personenschutz)
Diese Abteilung hatte für den Schutz von führenden DDR-Vertretern, Staatsgästen und bestimmten Objekten zu sorgen.

Arbeitsgruppe Bereich Kommerzielle Koordinierung
In diesem Bereich wurden alle Fäden für die geheime Devisenbeschaffung zusammengeführt. Die dort gesteuerten Unternehmen und eingenommenen Gelder waren eines der strengsten Geheimnisse der DDR. Mehr Infos zu diesem Thema gibt es >>hier<<