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Die Schattenseite des Leistungssports - Doping

Von der DDR-Staatsführung wurden Sporterfolge gern als leuchtende Zeugnisse der Überlegenheit des Sozialismus gegenüber dem Kapitalismus dargestellt. Internationale Sport-Veranstaltungen waren deshalb nicht nur ein Wettstreit der einzelnen Athleten oder Teams gegeneinander, sondern wurden sowohl von sozialistischen, als auch von kapitalistischen Staaten politisch genutzt, um die Vormachtstellung der jeweils eigenen Gesellschaftsform zu demonstrieren.

Ab Mitte der 1960iger Jahre erreichte das Doping von der USA kommend zeitverzögerd auch die DDR.
Der Einsatz von leistungssteigernder Mittel erfolgte anfangs nur vereinzelt. Schnell stellte sich aber die Effektivität dieser Mittel beim Zuwachs von Ausdauer, Kraft und Leistungsfähigkeit heraus. Um die bisherigen Erfolge bei Europa- und Weltmeisterschaften bzw. den Olympischen Spielen weiter auszubauen und nicht ins Hintertreffen gegenüber der BRD (wo auch systematisch gedopt wurde) zu geraten, wurde in der DDR im Jahr 1974 der Staatsplan 14.25 beschlossen. Dieser hatte zum Inhalt, dass zusätzlich zu den harten Trainingseinheiten systematisch Dopingmittel im Leistungssport eingesetzt werden sollten. Im gleichen Jahr wurden Anabolika durch das Internationale Olympische Kommitee als verbotene Substanzen im Sport deklariert.

Der Einsatz der Dopingmittel erfolgte in der DDR im Zeitraum von 1968 bis 1989 durch schätzungsweise 400 Trainer und/oder Ärzte an insgesamt 6.000 bis 10.000 Sportler. Die schädlichen Nebenwirkungen der Mittel wurden durch die Verantwortlichen damals als sehr gering eingestuft. Insgesamt wurde der Einsatz der Dopingmittel durch die DDR, wie auch bei allen anderen Dopingeinsätzen weltweit, geheim gehalten.

Während der Einsatz der "unterstützenden Mittel" bei erwachsenen Sportlern auch von den Athleten akzeptiert wurde, bekamen minderjährige Sportlerinnen und Sportler die Dopingmittel ohne ihr Wissen oder Zustimmung verabreicht.
So wurden die Doping-Pillen als Vitaminpräperate ausgegeben oder in Erfrischungsgetränken aufgelöst. Bereits 13jährige Mädchen erhielten so einige Wochen vor den Wettkämpfen leistungssteigernde Substanzen, um die die Trainingserfolge zu verstärken. Der Umgang mit diesen Mitteln und deren verheerende Auswirkungen auf den pubertierenden Körper durch die ausgelösten Hormonstörungen wurden sehr leichtfertig gehandhabt. Obwohl ein direkter Zusammenhang medizinisch schwer nachzuweisen ist, wird angenommen, dass geschlechtliche Fehlbildungen und problematische Geburten bei gedopten Frauen auf diese Mittel zurückzuführen sind.

Zwei Präperate des VEB Jenapharm wurden im DDR-Doping verstärkt eingesetzt.

oral-turibanol <- Oral-Turinabol / Mestanolon -> mestanolon

Oral-Turinabol wurde eigentlich entwickelt, um nach schweren Verletzungen die Heilung zu beschleunigen. Im Sportdoping machte man sich die Eigenschaft zu Nutze, dass durch die Einnahme ein extrem schnelles Muskelwachstum einsetzte. Dieses Mittel war besonders in Kraftintensiven Sportarten wie Kugelstoßen, Diskuswerfen oder Schwimmen anzutreffen. Es wurde als Pille in 2 Dosierungen eingesetzt: rosa mit 1 mg Wirkstoff und blau ("blaue Blitze") mit 5 mg Wirkstoff. Im Jahr 1994 wurde Oral-Turinabol aufgrund der leberschädigenden Nebenwirkungen vom Markt genommen.

Mestanolon verlängerte die Ausdauer und Kraftverfügbarkeit bei relativ geringer Gewichtszunahme. Es wurde deshalb in Sportarten wie Turnen, Eiskunstlauf oder Lauf-Disziplinen eingesetzt. Bei diesem Mittel waren die Hormonstörungen noch stärker ausgeprägt, als bei Oral-Turinabol. Auch das Herzinfarktrisiko stieg deutlich an.

Da erfolgreiche Spitzensportler in der DDR auch gewisse Privilegien besaßen (Geldprämien, gesellschaftliches Ansehen, Sachgeschenke wie Wohnung und Auto, Reisen ins nichtsozialistische Ausland), wurde von den meisten Sportlern der Einsatz der Dopingmittel stillschweigend mitgetragen.

Das die Spitzenleistungen der DDR-Sportler jedoch nicht nur dem Dopingprogramm, sondern der gesamten fortschrittlichen Trainingswelt in der DDR entstammten, wird durch die auch nach der Wende weiterhin erbrachten Höchstleistungen eindrucksvoll bewiesen.