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Musik

Die Musik der DDR kann, wie heute auch, in die klassische, ernste E-Musik und die leichtere, unterhaltsame U-Musik unterteilt werden. Beispiele dafür findest Du hier auch in der Rubrik >Bild&Ton<.

DDR-Musik musste sich dem direkten Vergleich mit der westlichen Musik stellen, da westliche Radiosender fast überall in der DDR zu empfangen waren. Schallplatten von Westmusikern konnte man zwar nur auf dem Schwarzmarkt oder in den raren und heißbegehrten AMIGA-Sonderveröffentlichungen kaufen. Die LP kostete übrigens 16,10 Mark und eine 60 Minuten Leerkasette kostete 20 Mark. Radio hören und später dann auf Kasetten aufnehmen ging aber immer. Und von diesen Kasetten oder LP´s wurden dann unzählige private Kopien hergestellt, bis die Qualität so schlecht wurde, dass man fast nichts mehr verstand.

Staatlich unterstützt und stark gefördert wurde vor allen die klassische Musik.
So wurden nicht nur zeitgenössische Komponisten (z.B. Paul Dessau, Hanns Eisler, Günter Kochan) und ihre Werke im sozialistischen Sinne gefördert, sondern auch bedeutende deutsche Komponisten wie Bach, Händel oder Telemann in in entsprechend wiederkehrenden Festspielen bekannt gehalten.
Zahlreiche Dirigenten (z.B. der in der Wendezeit auch für sein politisches Engagement bekannte Kurt Masur), Sinfonieorchester, Chöre (z.B. der Dresdner Kreuzchor und der Leipziger Thomanerchor), sowie Solokünstler (z.B. der Trompeter Ludwig Güttler, der Tenor Peter Schreier und der Bass Gunther Emmerlich) waren/sind auch international sehr bekannt und geachtet.

Um in der DDR als Musiker auftreten zu dürfen, benötigte man eine staatliche Spielerlaubnis. Diese wurde in 3 verschiedenen Kategorien (Berufmusiker, Amateur und Schallplattenunterhalter -> heute DJ genannt) und 5 verschiedenen Stufen (Grundstufe/ Mittelstufe / Oberstufe / Sonderstufe / Sonderstufe mit Konzertberechtigung) vergeben. Für eine solche Spielerlaubnis musste man dann vor einer Einstufungskommision aus Kulturfunktionären und Musiklehrern sein Können unter Beweis stellen. Bestand man diese Prüfung, erhielt man eine Spielerlaubnis für 2 Jahre. Danach musste man wieder sein Können unter Beweis stellen. Als Berufsmusiker musste man außerdem ein abgeschlossenes Musikstudium vorweisen. Reich werden konnte man als Musiker in der DDR nicht, da die Gagen staatlich festlegt waren. Sie beliefen sich in der Regel zwischen 4-10 Mark pro Stunde.

Die Unterhaltungsmusik in der DDR entwickelte sich auch außerhalb der staatlichen Förderung sehr unterschiedlich. Von den Kulturverantwortlichen wurden englische Texte wegen des staatlich verachteten Amerikanismus abgelehnt. Außerdem gab es eine staatlich Vorgabe für Radiosender und Musikschaffende (auch DJ´s), welche besagte, dass 60 Prozent der gespielten Musik von DDR-Musikern oder anderen Musikern aus den sozialistischen Ländern stammen musste. Die restlichen 40 Prozent durften von Musikern aus dem kapitalistischen Ausland kommen. Die Einhaltung dieser Regelung wurde mittels Stichproben bei den Konzerten oder Diskoabenden überprüft. Verstöße gegen diese Regel konnten zur sofortigen Auflösung der Veranstaltung oder gar Auftrittsverbot führen.

Für die Komponisten, Texter und Musiker galt die gleiche Zensur, wie für den Rest der Künstler. Texte mussten vor der Veröffentlichung vorgelegt und genehmigt werden. Deshalb wurden häufig Botschaften zwischen den einzelnen Zeilen versteckt. Auftritte, gerade im nicht-sozialistischen Ausland, waren schwierig. Viele Künstler sahen sich daher in ihrer Freiheit massiv eingeschränkt und verließen die DDR. Anders erging es dem politischen Liedermacher Wolf Biermann. Er hatte mit seinen kritischen Texten die SED-Führung gegen sich aufgebracht und durfte nach einem Auslandsauftritt in der BRD nicht mehr in die DDR einreisen, obwohl er das gern getan hätte.

Von Anfang an sehr beliebt war der Schlager. Rock´n´Roll war in den 1950-60er Jahren von den DDR-Kulturverantwortlichen als kapitalistisches Gift für den sozialistischen Menschen verteufelt. Alles was an diesen rebellischen Lebensstil erinnerte (Frisuren, Klamotten etc.) war nicht gern gesehen und führte auch schon mal zu polizeilichen Kontrollen ohne weiteren Grund. Als Gegenentwurf wurde der DDR-eigene Tanz "Lipsi" 1959 eingeführt und weltweit zum Patent angemeldet. Allerdings konnte er sich bei der jugendlichen Zielgruppe nicht dauerhaft etablieren und verschwand in den nächsten Jahren in der Versenkung. Statt dessen kam der modische Twist Anfang der 1960er Jahre auch bei den DDR-Jugendlichen gut an und wurde z:b: von Manfred Krug in der DDR aufgenommen und fortgeführt. Mitte der 1960er Jahre eroberte dann die Beatmusik von den Sputniks und den Butlers die Tanzflächen. Das zum Deutschlandtreffen 1964 gegründete "DT64" wurde das DDR-Radio-Jugendprogramm. Hier konnte die angesagte Musik auch offiziell in der DDR empfangen werden und man war nicht nur auf die verachteten West-Programme angewiesen. Ab 1986 wurde aus diesem Programm ein eigenständiger Radiosender für die Jugend.

Ebenfalls von Anfang an war der Jazz in der DDR etabliert. Viele Tanzorchester spielten Adaptionen oder Eigenproduktionen . Auch der Jazz war lange Zeit von den Kulturverantwortlichen und der Staatsführung nicht gern gesehen.

Erst Anfang der 1970er Jahre mit dem Beginn der Ära Honecker wurde der Jazz und Rock in der DDR gesellschaftsfähig. Aus der Beatmusik ging eine deutliche Richtung zum Rock mit deutschen Texten, welche natürlich immer vor der Veröffentlichung den Zensurstellen vorgelegt werden mussten, hervor. Die erfolgreichsten DDR-Gruppen Phudys und Karat gründeten sich in diesen Jahren. Sie lehnten sich anfangs an bekannte West-Gruppen an und entwickelten im Laufe der Zeit aber eigene Musik, welche auch in der BRD große Beachtung fand.

Anfang der 1980er Jahre kam dann der Heavy Metal, Punk, und HipHop die dekadente Subkultur bei den DDR-Musikern an ;-)
Zu den erfolgreichen Heavy-Pionieren in der DDR zählen die Gruppen "Formel1" und "Babylon". Lange Haare und Lederklamotten waren und sind die Markenzeichen der Heavy-Fans. Heavy Metal schaffte es aus der Nische auch auf die AMIGA-Platten.

Beim Punk waren Gruppen wie "Müllstation" oder "Paranoia" die DDR-Vorreiter. Begonnen haben diese z.T. auf Topfdeckeln und selbst gebauten Gitarren. Die Musik war hart, schroff und laut. Punks in der DDR protestierten anders als im Westen nicht gegen Perspektivlosigkeit, sondern gegen den durch und durch vom Staat organisierten Lebensverlauf eines DDR-Bürgers. Punks in der DDR wurden von der Stasi überwacht und als Assoziale abgestempelt. Vom Punk gab es Anfangs nur Kasettenmitschnitte für den Untergrund. Erst Mitte der 1980er Jahre wurde diese Musikrichtung unter der Bezeichnung "Die anderen Bands" auch offiziell verlegt. Neue Bands wie "Die Skeptiker" oder "Sandow" lenkten in die Punkrichtung ein.

Der HipHop kam vor allem als Breakdance-Performance in der Öffentlichkeit an. In Fußgängertunneln in Berlin, Dresden und Leipzig konnte man in den 1980er Jahren solche Gruppen mit ihren Ghettoblastern bewundern. Tanz-Gruppen wie "Hahny´s Break Crew","Three M-Men" oder "Big City Breakers" waren besonders durch den amerikanischen Film "Beat Street" inspiriert. Offiziell erklärte man sich mit dem HipHop solidarisch mit den unterdrückten, schwarzen Bevölkerungsschichten in den USA, so dass trotz Stasi-Beobachtung man die HipHop-Welle in der DDR nicht aufhalten konnte. Und so wurde diesen Gruppen eine Spielerlaubnis als "Volkskunstkollektiv mit akrobatischen Showtanz" angeboten. Bei der Lizenzvergabe konnte man mit akrobatischen Darbietungen überzeugen und damit die offizielle Auftrittserlaubnis erhalten.

Hier gehts zu den Hörbeispielen in der Rubrik >Bild&Ton<